Jetzt erreicht der Mietpreisboom die Provinz

Jetzt erreicht der Mietpreisboom die Provinz 20 February 2019 In den Metropolen werden die Wohnungen für Normalverdiener zunehmend unerschwinglich. Viele Mieter wandern deshalb ab ins Umland.


In Deutschlands größeren Städten sind Mietwohnungen für Normalverdiener mittlerweile unerschwinglich. Viele Menschen müssen deshalb, wenn sie eine neue Bleibe suchen, die Stadt verlassen und ins Umland ziehen – teilweise sogar noch weiter weg. Deshalb steigen jetzt auch in kleineren Städten die Mieten deutlich an.

Das geht aus einer aktuellen Wohnungsmarktstatistik des Immobilienverbands IVD hervor. Demzufolge geht der Preisanstieg bei Neuvermietungen in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern zurück oder stagniert – je nach Ausstattungsstandard. In kleineren Orten mit weniger als 50.000 Einwohnern ging es dagegen seit dem dritten Quartal 2017 sprunghaft nach oben.

So verzeichnete der IVD in Gemeinden mit einer Größe zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern einen Mietpreisanstieg von durchschnittlich rund sieben Prozent – bezogen auf Immobilien mit einem mittleren Wohnwert und einem Baujahr nach 1949. In Gemeinden mit 10.000 bis 20.000 Einwohnern gab es sogar einen Preisaufschlag von zehn Prozent. Im Vorjahr hatten diese Werte noch bei 1,8 beziehungsweise 0,5 Prozent gelegen.

Der Preissprung in den Kleinstädten zieht auch die gesamte Mietenstatistik in Deutschland wieder nach oben. So stiegen die Mieten im gesamten Bundesgebiet im beobachteten Zeitraum bis zum dritten Quartal 2017 um 3,6 Prozent. Viele Beobachter werteten das als allgemeine Abkühlung; auch WELT berichtete entsprechend. Doch der Preissprung in der Provinz sorgt nun wieder für einen bundesweiten Anstieg um 4,3 Prozent.

Bemerkenswert in der IVD-Statistik ist auch der Unterschied zwischen Wohnungen im gehobenen Segment – also mit guter Ausstattung und in meist guter Lage. Hier scheint es in den größeren Städten eine deutliche Marktsättigung zu geben. Nach einem deutschlandweiten Mietpreisanstieg um 3,6 Prozent in diesem Segment gab es nun den Daten zufolge lediglich noch einen Aufschlag um 2,8 Prozent.

„In den Metropolen kann sich eine Mehrheit der Mieter das gehobene Segment nicht mehr leisten – und weicht auf das mittlere Wohnsegment aus“, sagte IVD-Präsident Jürgen Michael Schick, „oder gleich auf Kleinstädte rund um die Ballungsräume.“ Mit anderen Worten: Teure Wohnungen gibt es mehr als genug. Es fehlt bezahlbarer Wohnraum. Und der dürfte sogar in den Umlandgemeinden bald knapp werden.


Quelle - Die Welt


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